Dienstag, 16. März 2010

Karl und Goliath © Angelina de Satura

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“So Junge, hier musst du aussteigen!”, sagte der freundliche Schaffner.
Er öffnete die Tür und half Karl die Stufen des Wagons hinunter. Nachdem alle Reisenden ein- oder ausgestiegen waren, pfiff der Schaffner laut auf seiner Pfeife. Dabei winkte er dem Lockführer zu und stieg wieder ein. Die Türen schlossen sich und der Zug fuhr ab.


“Hallo, Karl!”, grüßte Tante Paula schon von weitem. 
Karl lief fröhlich auf sie zu, und die Tante drückte ihn fest in ihre Arme. Tante Paula besuchte oft Mama und Karl, aber er war noch nie bei ihr.

Hinter der Tür des umzäunten Grundstücks wartete ein Hund, so groß wie ein Pony. Er wedelte kräftig mit seinem Schwanz, dadurch wackelte sein Hintern hin und her. Er schaute Karl neugierig an. 


“Das ist Goliath. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben”, versicherte Tante Paula. 


Karl versuchte an dem unheimlichen Zottelriese vorbei zu kommen, doch plötzlich spürte er einen warmen und feuchten Lappen über die linke Hälfte seines Gesichts. Das war Goliaths erster Hundekuss. Der Zweite, diesmal auf die rechte Seite, folgte sogleich. 
“Er mag dich!”, erklärte Tante Paula. 
“Hoffentlich hat er mich nicht zum Fressen gern!”, lachte Karl und kraulte den glücklichen Teppichvorleger. 
“Miau!”, hörte er. 



“Das ist Hexe!”, schmunzelte Tante Paula. 
Eine schwarze Katze kam ganz langsam mit hoch erhobenem Schwanz auf ihn zu. Sie miaute, blinzelte Karl an und miaute nochmals.  
Goliath wollte Hexe auch begrüßen. Doch sobald er sich zu ihr bewegte, machte sie einen Buckel. Sie fauchte und grummelte bedrohlich, bereit ihre scharfen Krallen zu benutzen. Das wusste Goliath nur zu gut und wendete sich von ihr ab. Hexe streifte schnurrend an Karls Beine. Sie genoss es von ihm gestreichelt zu werden.
Tante Paula stand vor dem Gartenteich und rief Karl zu sich. 
“Bewege vorsichtig deine Finger in das Wasser”, sagte sie ihm. Karl tat es. Ein großer Goldfisch tauchte an der Oberfläche auf. 
 


“Das ist Blubb”, stellte sie ihm vor.

Karl und Mama wohnten bis vor kurzem in einem Hochhaus. Dort waren Haustiere verboten. Jetzt werden sie bei Tante Paula einziehen. Mama wollte nachkommen. Karl war glücklich. Goliath und er waren richtige Freunde geworden. Es gab kein Goliath ohne Karl und kein Karl ohne Goliath.



Das Telefon klingelte und Karl hob ab.   
“Hallo Schatz!“, sagte Mama,“ Es tut mir Leid, wir können nicht bei Tante Paula wohnen”. 
Für Karl ging die Welt unter. Sein Herz klopfte und er war den Tränen nah. 
“Aber warum nicht?”, schrie er verzweifelt in den Hörer. 
“Mach die Haustür auf”, sagte Mama plötzlich. 
“Was?”, Karl verstand nicht was das sein sollte. 
“Haustür aufmachen!”, rief Mama noch einmal bevor sie auflegte. 
Karl ging zu Tür und öffnete sie. Vor ihm stand Mama und hinter ihr, der Umzugswagen.


 “April, April!”, lachte sie und umarmte ihn herzlich.

2 Kommentare:

  1. Ich mag Dich, Deine Gefühle für die Menschen, die Tiere, die Natur.
    Deine Geschichten, Gedichte, Fotos reden mit mir.
    Und das ist schön!

    Danke auch für Deine Genesungswünsche. Es geht ein Stückchen besser.

    Liebe Grüsse
    Sternenzauber

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  2. So etwas Liebes hab ich noch nie gelesen! Ich mag dich jetzt noch viel mehr, das hast du nun davon!

    Ich wünsche mir, dass Du bald wieder gesund bist damit ich mich mit Dir freuen kann.
    Liebe Grüße

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Februar 2010

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